Freude an der Interaktion
Viele Mitarbeiter, die in den Ruhestand treten, empfinden sich in der Folge als vom Rest der Welt isoliert; ihnen fehlt der Kontakt mit den (ehemaligen) Kollegen. Daher sind die soziale Interaktion und der Wunsch, in Kontakt zu bleiben, wichtige Motivationsfaktoren bei der Entscheidung, auf den Arbeitsmarkt zurückzukehren. Un-Ruheständler sind aus den gleichen Gründen besonders erfolgreich in Aufgaben, in denen sie als Botschafter fungieren oder mit Kunden kommunizieren können.
Der Wunsch zurückzugeben
Viele (wenn auch sicher nicht alle) Ruheständler sehen diese von Reflexion geprägte Lebensphase als Chance, ihr Wissen mit anderen zu teilen und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Das lässt sich zum Beispiel durch ein Mentoren- oder berufliches Entwicklungsprogramm produktiv nutzen. Erfahrenere Mitarbeiter können ihren jüngeren Kollegen vermitteln, wie sie berufliche Aufgaben richtig angehen. Diese Form des Wissenstransfers ist unabdingbar notwendig, um die Fachkräftelücke zu schließen.
Kulturelle Kompetenz
Die Unternehmenskultur ist oft ein wesentlicher Konfliktstoff zwischen Arbeitgebern und neuem Personal. Durch das Zurückholen von in den Ruhestand getretenen Mitarbeitern des eigenen Unternehmens lässt sich dieses Problem effektiv umgehen. Es ist zwar weiterhin wichtig, dass Erwartungen und Ansprüche an- und ausgesprochen werden. Diese sind jedoch in der jahrelangen Erfahrung mit der Arbeit und der Kultur eines Unternehmens begründet. Doch auch, wenn sich die Unternehmenskultur beständig weiterentwickelt, sind frühere Mitarbeiter mit den Kollegen, Prozessen und Abläufen vertraut; ihre Lernkurve ist daher deutlich steiler und die Einarbeitungszeit verkürzt sich.
Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz
Bumerang-Bewerber entscheiden sich häufig bewusst dafür, zu arbeiten, obwohl sie es eigentlich nicht müssten. Sie treten daher eine neue Stelle mit viel Engagement und einem starken Gefühl der Verbundenheit an. Wenn Bumerang-Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind, werden sie dort wahrscheinlich auch bleiben. Das reduziert die Personalfluktuation für den Arbeitgeber.
Institutionelles Wissen
Unternehmen wollen heute in ihrem strategischen Denken und ihrer geschäftlichen Planung stets über den eigenen Tellerrand hinausschauen und auch ungewöhnliche Wege gehen. Dennoch wissen sie um den Wert des institutionellen Wissens, das verloren geht, wenn ältere Mitarbeiter in den Ruhestand treten. Sorgfältig ausgewählt können Un-Ruheständler das Beste aus beiden Welten oder zumindest einen Yin/Yang-Gegenpol zu neuen Ansätzen bieten. Sie können zum Beispiel als Lehrkräfte mit umfassender Erfahrung in der realen Arbeitswelt Belegschaften dabei helfen, Probleme und Störungen aufzuspüren.
Subventionen und andere staatliche Unterstützungsprogramme
Einige Länder haben besondere Anreize für Unternehmen geschaffen, damit sie ältere Mitarbeiter einstellen. In Australien bietet etwa das Arbeitsministerium sein „Restart Programme“ an: Arbeitgeber erhalten finanzielle Leistungen im Wert von zwischen 2.464 und 7.700 US$ (3.200-10.000 AUS$), wenn sie Mitarbeiter mit einem Lebensalter von mindestens 50 Jahren einstellen, die zuvor wenigstens sechs Monate auf staatliche Unterstützung angewiesen waren und noch einige andere Minimalbedingungen erfüllen.
Personal nach Bedarf
Eine Community von Mitarbeitern im Ruhestand, auf die ein Unternehmen zurückgreifen kann, bedeutet, einen Pool von Fachkräften dann zur Verfügung zu haben, wenn Bedarf besteht. Das kann zum Beispiel bei der personellen Ausstattung von neuen Projekten, beim Umgang mit saisonalen Schwankungen oder bei Initiativen für Neugeschäft sehr hilfreich sein; also immer dann, wenn das Einstellen von neuen Vollzeitkräften nicht die optimale Lösung darstellt. Ein solcher Pool ist zudem sinnvoll für Unternehmen, die Fachkräfte mit sehr spezifischen und entsprechend raren Qualifikationen suchen.
Weniger Stress und Ablenkung durch andere Verpflichtungen
Viele Ruheständler befinden sich in der sogenannten nachfamiliären Lebensphase und teilen sich den Haushalt maximal noch mit ihrem Lebenspartner. Entsprechend sehen sie sich weniger familiären und finanziellen Herausforderungen gegenüber als Mitarbeiter, die gerade erst ihre Familie gründen, Kinder aufziehen und ihren wirtschaftlichen Status weiter ausbauen wollen. Das kann dazu führen, dass ältere Mitarbeiter weniger durch finanzielle Anreize oder Karrierechancen motiviert sind. Ironischerweise ist das aber auch genau das Argument, das Unternehmen mit einer altersdiskriminierenden Beschäftigungspolitik ins Feld führen, um zu rechtfertigen, dass sie jüngeren Mitarbeitern gegenüber reiferen Bewerbern den Vorzug geben.
Zwar hat das Beschäftigen von Un-Ruheständlern und anderen Bumerang-Mitarbeitern klare Vorteile; die Einrichtung solch eines Programmes erfordert jedoch auch Investitionen von Unternehmensressourcen im bedeutsamen Umfang. Außerdem bestehen in vielen Ländern gesetzliche Regelungen, die ebenfalls adressiert werden müssen. So fordert etwa das US-amerikanische Finanzamt von Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Firmenrenten anbieten, dass sie mindestens sechs Monate damit warten, Ruheständler nach dem Ausscheiden aus dem Unternehmen wiedereinzustellen. Die mit solch einer Beschäftigungspolitik also einhergehende Komplexität sowie die möglichen Kosten führen dazu, dass eine wachsende Anzahl von Unternehmen solche Initiativen vollständig an Dienstleister auslagert, die sich auf diese besondere Kompetenz spezialisiert haben.